Geschichte

Zivil - Militärische Zusammenarbeit, ehrenamtliches soziales Engagement und die Erziehung zum Staatsbürger in Uniform sind seit Bestehen der Bundeswehr Aufgaben und Lebensinhalte der Soldaten, die bis zum heutigen Tag Bestand haben. So war es auch ein Sanitätsoffizier, der im Jahre 1970 den ersten “kleinen Schritt” auf dem Weg für eine heute noch immer einmalige Aktion, “Aktion für behinderte Menschen Hessen e. V.”, machte.

Wie alles begann

Es war der Stabsarzt des Sanitätsbataillons 2 in Marburg, Dr. Harald Renner, heute Oberstarzt a. D. der in seiner Kompanie “Tage der offenen Tür” veranstaltete. Zu den Gästen gehörten viele interessierte Schüler, Kindergartenkinder und auch Menschen mit Behinderung. Dr. Renner pflegte den Kontakt zu diesen Menschen.

Bald entwickelte sich eine freundschaftliche Bindung zu den Menschen des Spastikervereins Marburg/Lahn. Ein Jahr später übernahm das Sanitätsbataillon 2 eine Patenschaft für diesen Verein. In der Folgezeit sammelten Dr. Renner und seine Soldaten, unter anderem während Großveranstaltungen, Geld für den guten Zweck. Auf diese Weise war es möglich, für die Menschen mit Behinderung zu arbeiten und ihnen die dringend notwendige Hilfe zu gewähren.

Als nächster Schritt folgte die Gründung einer Initiativgruppe Marburg/Lahn. Dr. Renner wurde Brigadearzt in der damaligen Panzerbrigade 14. In Gesprächen mit dem damaligen Brigadekommandeur, dem inzwischen verstorbenen Brigadegeneral a. D. Karl-Heinz Jörgens, berichtete er von seinen Erlebnissen mit Menschen mit Behinderung. Er regte an, das soziale Engagement, eine Aufgabe der Streitkräfte, auch in der Öffentlichkeit deutlich zu machen. Karl-Heinz Jörgens, ehemaliger Ehrenpräsident der “Aktion für behinderte Menschen Hessen e. V.”, griff die Ideen von Dr. Renner auf. Im Jahr 1974 fasste er den Entschluss, sich im Standort Neustadt-Stadtallendorf der Behinderten anzunehmen.

“Flächenbrand des guten Willens”

  • Am 18. Dezember 1974 gründeten Dr. Harald Renner und Karl-Heinz Jörgens den ersten Verein Aktion für Behinderte im Landkreis Marburg, heute Oberhessen.
  • 1976 wurde eine Idee von Oberst Dietrich, damaliger Brigadekommandeur, umgesetzt und die Aktion Erholungshilfe für Behinderte und alte Menschen ins Leben gerufen. Die Initiativgruppe Marburg/Lahn gab in diesem Jahr einen kostenlosen „Führer für Behinderte und alte Menschen“ mit einer Auflage von 20 000 Exemplaren heraus. Der erste Führer dieser Art in Hessen und der erste in Deutschland für einen Landkreis. Die Finanzierung erfolgte durch den Sozialminister, Landeswohlfahrtsverband, Landkreis Marburg - Biedenkopf, der Stadt Marburg, der Kreissparkasse Marburg und den Verein Neustadt-Stadtallendorf. „Flächenbrand des guten Willens“ Aktion für Behinderte in Hessen.
  • 1977 erfolgte die Ausdehnung der Aktion für Behinderte nach Kassel sowie über den gesamten nord-, ost- und mittelhessischen Raum. Karl-Heinz Jörgens hatte es sich zum Ziel gesetzt, den „Flächenbrand des guten Willens in ganz Hessen und möglichst auch über die Landesgrenzen hinaus, auszubreiten.
  • Noch im gleichen Jahr erfolgten die Gründungen der Vereine Aktion für Behinderte - Stadt- und Landkreis Kassel (13.01.77),
  • Schwalm-Eder-Kreis (01.07.77),
  • Werra-Meißner-Kreis (30.06.77) und
  • Gießen (12.12.77) sowie umfangreiche Vorbereitungen zur Gründung einer Aktion im Standort Mengeringhausen, für den Landkreis Waldeck-Frankenberg.
  • Am 13. März 1978 fand im Standortoffizierheim in Stadtallendorf eine Sitzung des Koordinierungsausschusses der Aktion für Behinderte statt. Die Anwesenden beschlossen die Gründung eines Dachverbandes, der den Informationsfluss steuert, ein Forum, das die Aktivitäten koordiniert.
  • Am 04. Juli 1978 folgte in Stadtallendorf die Gründungsversammlung des Präsidiums „Aktion für Behinderte in Hessen“. Zum Präsidenten wählte die Versammlung Brigadegeneral Karl-Heinz Jörgens, der damals stellvertretender Kommandeur der 2. Panzergrenadierdivision in Kassel war.
  • Am 03. Oktober 1978 wurde im Standortoffiziersheim Stadtallendorf die „Vereinigung Aktion für Behinderte in Hessen“ gegründet. Im Schriftverkehr unter der Bezeichnung: Aktion für Behinderte in Hessen.
  • Mittlerweile gehörte auch die Aktion für Behinderte Landkreis Waldeck-Frankenberg, dessen Gründung am 29. Juli 1978 erfolgte, zu den Mitgliedern.
  • Am 14. März 1980 wurde der bisher letzte Verein in Hessen, die „Aktion für Behinderte Landkreis Hersfeld-Rotenburg“ gegründet.

Das Jahr 1986 war ein schweres Jahr für alle Vereine der Vereinigung.

Das Verteidigungsministerium untersagte den Kommandeuren die Führungsverantwortung von Offizieren in den Kuratorien. Mit der Weisung sollten Interessenkonflikte von Vorgesetzten gegenüber den ihnen unterstellten Soldaten verhindert werden. Hinzu kam, dass die Bundeswehr mit dem Bundeswehr - Sozialwerk, einen eigenen sozialen Verein für Soldaten, gegründet hatte.

Es war ein Zeichen großer Geschlossenheit und Solidarität, dass vor allem Unteroffiziere sowie Mitglieder aus dem zivilen Bereich einsprangen und die Arbeit fortführten.

1996 übernahm Oberst a. D. Jürgen Damm aus Bad Arolsen die Präsidentschaft der Vereinigung Aktion für Behinderte in Hessen, heute mit dem Namen „Aktion für behinderte Menschen Hessen“.

Die Arbeit der Aktion für behinderte Menschen Hessen e.V.

Die Außerdienststellung von Großverbänden, Verbänden, Einheiten und Dienststellen in Hessen führte dazu, dass die Zivil – Militärische Zusammenarbeit sich verändert hat und heute unmittelbare Hilfe von Soldaten auf rein ehrenamtliche Arbeit zurück geführt wurde.

Der „Flächenbrand des guten Willens“ muss weiterhin lichterloh brennen. Das Präsidium „Aktion für behinderte Menschen Hessen“ arbeitet mit voller Kraft daran.

Seit dem Jahre 2005 ist die Aktion für behinderte Menschen Hessen in das Vereinsregister beim Amtsgericht Korbach eingetragen. Das Finanzamt Korbach hat die Gemeinnützigkeit (vorläufig) anerkannt. Dieser Schritt soll auch dazu beitragen, die Schlagkraft des Präsidiums zu stärken.

Seit dem Jahre 2003 präsentiert sich die Aktion für behinderte Menschen Hessen e.V. regelmäßig auf dem Platz der Bundeswehr des Hessentages.

Die Zusammenarbeit mit dem Landeskommando Hessen ist immer noch ein großartiges Zeichen der gewachsenen Zivil – Militärischen Zusammenarbeit.

Wir helfen Menschen mit Behinderung - Wir vertreten ihre Interessen und die ihrer Familien